Teneriffa | Geschichte & Geschichten

Thor Heyerdahl und die Pyramiden von Güímar: Spurensuche zwischen Archäologie und Vision
Ein ungewöhnlicher Fund und viele offene Fragen
Sechs stufenartige Bauwerke aus dunklem Lavagestein, kaum beachtet am Rand eines Ortes im Nordosten Teneriffas. Kein Sand, keine Hieroglyphen, keine Pharaonen – und doch die Form einer Pyramide. Die Pyramiden von Güímar sehen auf den ersten Blick unscheinbar aus. Bei genauerem Hinsehen zeigen sich allerdings Besonderheiten, die nicht ohne Weiteres erklärbar sind. Ausrichtung, Symmetrie und die Wahl des Materials lassen Raum für Deutung – und begründeten Zweifel an der landläufigen Erklärung, es handle sich nur um Haufen geräumter Feldsteine.
Thor Heyerdahl und die Pyramiden von Güímar: Ein persönlicher Blick auf ein ungelöstes Rätsel Teneriffas
Manchmal begegnet man auf Reisen Dingen, die sich nicht einordnen lassen. Die Pyramiden von Güímar auf Teneriffa gehören zu diesen Phänomenen. Sechs stufenförmige Bauwerke aus dunklem Lavagestein – scheinbar unspektakulär, aber voller Fragen. Kein Sand, kein Pharao, keine Sphinx – und doch faszinierend.
Wer war Thor Heyerdahl – und was führte ihn nach Teneriffa?
Thor Heyerdahl wurde mit seiner Pazifik-Expedition auf dem Floß Kon-Tiki weltberühmt. Sein Ziel: zu beweisen, dass präkolumbianische Kulturen in der Lage waren, weite Ozeane zu überqueren. Für ihn waren Ozeane keine Barrieren, sondern Brücken. Diese Sichtweise brachte ihn Jahrzehnte später nach Teneriffa – zu den Pyramiden von Güímar.
Ausrichtung zur Sonne – Zufall oder Absicht?
Die Pyramiden erscheinen zunächst wie einfache Steinhaufen. Doch bei genauer Untersuchung entdeckte Heyerdahl eine astronomische Ausrichtung: Zur Sommersonnenwende geht die Sonne exakt zwischen zwei Bergen unter – genau entlang der Hauptachse der Pyramiden. Diese Präzision wirft Fragen auf: War das Absicht? Wer plante so etwas – und warum?
Heyerdahls Theorie: Eine vernetzte Urmenschheit
Heyerdahl sah in den Pyramiden ein Bindeglied in einer Kette globaler Bauformen. Ähnliche Strukturen in Mesoamerika, Mesopotamien und Nordafrika könnten, so seine These, Belege für eine kulturelle Verbindung sein. Er vermutete, dass frühe Seefahrer aus Nordafrika die Kanaren erreichten – und vielleicht noch weiterreisten. Seine Ideen wurden kontrovers diskutiert, aber nie eindeutig widerlegt.
Wissenschaftlicher Widerspruch – und offene Fragen
Viele Archäologinnen und Archäologen datieren die Pyramiden ins 19. Jahrhundert und sehen sie als Nebenprodukt landwirtschaftlicher Arbeit. Steine seien systematisch gestapelt worden, um Felder zu räumen. Doch auch diese Erklärung wirft Fragen auf: Warum die symmetrische Form? Warum die Orientierung an Himmelsereignissen?
Vermächtnis und Bedeutung heute
Der heutige ethnografische Park „Pirámides de Güímar“, den Heyerdahl mitbegründete, erzählt nicht nur die Geschichte der Pyramiden, sondern auch seiner Expeditionen – von der Kon-Tiki bis zur Ra II. Der Ort wurde zu einem Raum für Fragen, nicht für endgültige Antworten.
Heyerdahls Vermächtnis liegt nicht nur in seinen Theorien, sondern in seiner Haltung: dem Mut zum Zweifel, der Offenheit für das Unbekannte und dem Glauben an Verbindungen über Raum und Zeit hinweg.
Quellen und Hintergrundinformationen
- Thor Heyerdahl: The Pyramids of Güímar – Myth and Reality
- Juan Antonio Belmonte: Studien zur astronomischen Ausrichtung prähistorischer Bauwerke
- Museo de la Naturaleza y Arqueología, Santa Cruz de Tenerife
- Instituto de Astrofísica de Canarias (IAC)
- Fachzeitschriften: Antiquity, Current Anthropology
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