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Nachhaltig bauen und sanieren auf den Kanaren – wie geht das wirklich?
Weniger Beton, mehr Bewusstsein:
Umweltfreundliches Bauen auf den Kanarischen Inseln
Wer auf den Kanaren lebt oder plant, sich hier niederzulassen, kennt das Gefühl: Diese Nähe zur Natur, das besondere Licht, der weite Atlantik. Gerade weil die Inseln so besonders sind, wächst bei vielen der Wunsch, bewusster und nachhaltiger zu bauen oder zu sanieren. Doch wie funktioniert das in einem Klima, in dem Wasser knapp ist, Baustoffe oft importiert werden müssen und der Tourismus das Baugeschehen prägt?
Warum Nachhaltigkeit hier mehr ist als ein Trend
Die Kanarischen Inseln sind ein sensibles Ökosystem. Wasser ist knapp, die Sonneneinstrahlung intensiv, und viele klassische Baumaterialien stammen nicht von hier. Gleichzeitig sorgt der Klimawandel für steigende Temperaturen, was den Energiebedarf für Kühlung in die Höhe treibt.
Wer nachhaltig baut oder saniert, denkt nicht nur an die Umwelt – sondern investiert in Langlebigkeit, Komfort und langfristige Wirtschaftlichkeit. Viele Lösungen lassen sich auch auf den Kanaren umsetzen, wenn man sich auf die örtlichen Gegebenheiten einstellt.
Was nachhaltiges Bauen auf den Kanaren besonders macht
Nachhaltigkeit beginnt mit dem Verständnis für den Ort. Die kanarische Bauweise war schon früher an das Klima angepasst – dicke Mauern, kleine Fenster auf der Sonnenseite, Innenhöfe für Luftzirkulation. Diese Prinzipien lassen sich modern interpretieren.
Was bei Planung und Umsetzung zu beachten ist:
- Regionale Materialien sind begrenzt verfügbar. Vulkanstein, Terrakotta oder recycelte Baustoffe aus dem Bestand können helfen, den CO2-Fußabdruck zu senken.
- Viele ökologische Baustoffe wie Lehm, Naturdämmstoffe oder Massivholz müssen importiert werden. Dabei lohnt es sich, auf Herkunft und Transportwege zu achten.
In Küstennähe oder Naturschutzgebieten gelten spezielle Bauvorschriften. Eine enge Abstimmung mit den örtlichen Behörden ist wichtig.
So lässt sich nachhaltiges Bauen konkret umsetzen
Hier einige praktische Ansätze, die auf den Kanaren funktionieren – egal ob beim Neubau oder bei der Sanierung eines Bestandsgebäudes.
- Energie aus der Sonne nutzen
Auf den Kanaren scheint die Sonne fast täglich. Solarthermie für Warmwasser und Photovoltaik für Strom lohnen sich in fast jedem Fall. Es gibt sogar Gemeinden, die den Einbau von Solartechnik fördern oder steuerliche Erleichterungen gewähren. - Wassermanagement verbessern
Zisternen zur Regenwassersammlung, tropfenbewässerte Gärten und wassersparende Armaturen helfen, die knappe Ressource Wasser effizient zu nutzen. Auch bei der Gartenplanung lohnt sich ein Blick auf einheimische Pflanzen, die mit Trockenheit gut zurechtkommen. - Bestehendes nutzen statt neu bauen
Sanierungen sind oft nachhaltiger als Neubauten. Viele alte Häuser auf den Kanaren haben dicke Natursteinmauern, gute Ausrichtung und großes Potenzial. Mit atmungsaktiven Kalkputzen, aufgearbeiteten Holzbauteilen und cleveren Raumkonzepten entstehen moderne, gesunde Wohnräume. - Kühlen durch Bauweise statt Technik
Dämmung ist auch im Süden sinnvoll – vor allem im Dachbereich. Gute Verschattung, Querlüftung und natürliche Materialien helfen, das Gebäude ohne Klimaanlage angenehm temperiert zu halten.
Nachhaltigkeit fängt bei der Planung an
Ein nachhaltiges Haus entsteht nicht durch Technik allein, sondern durch vorausschauende Planung. Dazu gehört:
- Ausrichtung des Hauses nach dem Sonnenverlauf
- Nutzung von vorhandenen Strukturen (z. B. bestehende Fundamente oder Mauern)
- Kombination moderner Technik mit traditionellen Elementen
Ein besonders spannender Trend auf den Kanaren: das sogenannte “Hybridhaus” – moderne Architektur mit Solartechnik, gebaut mit regionalem Stein oder Holz, ergänzt durch grüne Innenhöfe, Dachgärten oder natürliche Lüftungssysteme.
Nachhaltig bauen ist möglich – und sinnvoll
Wer auf den Kanaren nachhaltig bauen oder sanieren möchte, steht vor besonderen Herausforderungen – aber auch vor großen Chancen. Mit einem Gespür für den Ort, regionalem Denken und der Bereitschaft, etwas anders zu planen, entstehen Häuser, die nicht nur schön, sondern auch zukunftsfähig sind.
Es muss nicht perfekt sein. Schon kleine Entscheidungen machen den Unterschied – ob bei der Wahl der Fenster, der Art der Dämmung oder beim Umgang mit Wasser. Nachhaltigkeit ist kein starrer Standard, sondern ein Prozess. Und auf den Kanaren ist dieser Weg besonders lohnenswert.
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