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Romerías auf Teneriffa – gelebte Tradition mit Herz und Stolz
Wenn ich an den Klang von Kastagnetten, das Klappern der Ochsenwagen und den Duft von gegrilltem Fleisch denke, dann weiß ich: Es ist wieder Zeit für eine Romería! Diese traditionellen Wallfahrten gehören zu den eindrucksvollsten Festen auf Teneriffa – und sie zeigen auf wunderbar lebendige Weise, wie tief die Menschen hier mit ihrer Geschichte und Kultur verwurzelt sind.
Was ist eine Romería?
Das Wort „Romería“ stammt vom spanischen „romero“ – ein Pilger, der nach Rom reist. Ursprünglich handelte es sich also um eine religiöse Wallfahrt. Auf Teneriffa (und generell auf den Kanarischen Inseln) haben sich die Romerías jedoch über die Jahrhunderte zu bunten Volksfesten mit tiefem religiösem und kulturellem Charakter entwickelt.
Im Zentrum steht meist ein Heiliger oder eine Heilige, die verehrt wird – wie zum Beispiel San Isidro Labrador, der Schutzpatron der Bauern. Ihm zu Ehren ziehen die Menschen in traditioneller Kleidung durch das Dorf, begleitet von Musikgruppen, Tanz, Viehwagen und reichlich Speis und Trank.
Wie läuft eine Romería ab?
Der Ablauf ist je nach Ort leicht unterschiedlich, aber es gibt typische Elemente, die bei keiner Romería fehlen dürfen:
- Traditionelle Trachten: Männer tragen meist weiße Hemden, Westen und schwarze Hüte, Frauen bunte Röcke, Schürzen und kunstvoll gebundene Tücher. Oft werden ganze Familien generationsübergreifend eingekleidet.
- Ochsen- oder Eselkarren: Aufwändig geschmückt mit Blumen, Früchten, Brot und Wein – sie transportieren oft Essen und Trinken, das an die Zuschauer verteilt wird.
- Musik und Tanz: Folkloregruppen (Tunas oder Parrandas) spielen typische kanarische Musik. Man tanzt, singt und feiert entlang der Strecke.
- Kulinarik: Ein wichtiger Bestandteil! Gegrilltes Fleisch (z. B. „carne fiesta“), Kartoffeln, Chorizo, Gofio, Wein – bei einer Romería wird nicht nur gefeiert, sondern auch richtig geschlemmt.
Eine Mischung aus Glaube, Identität und Gemeinschaft
Was mich besonders berührt: Bei aller Fröhlichkeit vergisst man nicht den religiösen Ursprung. Vor Beginn der Romería wird oft eine Messe gehalten, die Heiligenfigur wird feierlich aus der Kirche getragen, und viele Pilger bringen kleine Opfergaben oder bitten um Schutz und Gesundheit.
Gleichzeitig sind die Romerías Ausdruck einer starken kanarischen Identität. Sie sind tief verwurzelt im bäuerlichen Leben, eine Art Dankfest und eine Demonstration von Zusammenhalt, Stolz und Lebensfreude.
Die bekanntesten Romerías auf Teneriffa
Es gibt viele Romerías im Laufe des Jahres, aber hier einige der bekanntesten:
- Romería de San Isidro in La Orotava (Juni): Eine der größten und farbenprächtigsten. Absolutes Highlight im Norden der Insel.
- Romería de San Benito Abad in La Laguna (Juli): Sehr traditionell und authentisch, zieht viele Besucher*innen an.
- Romería de Tegueste (April): Besonders beliebt wegen der ländlichen Atmosphäre und dem großem Engagement der Dorfbewohner.
- Romería de San Roque in Garachico (August): Fest mit historischem Flair und traumhafter Kulisse.
Mein persönlicher Eindruck
Ich liebe Romerías – nicht nur wegen der fröhlichen Stimmung, sondern weil sie ein Stück echtes Teneriffa zeigen. Es ist ein Erlebnis für alle Sinne: man hört die Musik schon von Weitem, sieht das bunte Treiben auf den Straßen, riecht den Rauch vom Grill und schmeckt die Vielfalt der kanarischen Küche.
Wer Teneriffa wirklich kennenlernen will, sollte eine Romería nicht verpassen. Es ist eine Gelegenheit, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen, Traditionen hautnah zu erleben – und einfach Teil eines Festes zu sein, das vom Herzen kommt.
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